Stubenhocker in Wien
Heute ist Tag 15 der Selbstisolierung in Wien. Seit dem 16. März sind alle Schulen, Geschäfte (bis auf Lebensmittelläden, Apotheken, die Post), Cafés, Restaurants, Parks, Sportareale und Spielplätze geschlossen. Die Universitäten und Museen schlossen bereits am 11. März.
Ja, ich bin immer noch in Wien, und ja, mir geht’s gut!
Trotz den vielen Nachfragen von Freunden, ob ich nicht doch zurückkommen will, habe ich mich dazu entschieden, die Coronakrise in Wien auszusitzen.
Geschlossene Grenzen, alle Züge und Flüge gestrichen, das Haus nur für absolut notwendige Besorgungen verlassen, die täglich steigenden Zahlen an Erkrankten... Klingt schon alles besorgniserregend, das gebe ich zu. Die österreichische Regierung geht meiner Meinung nach sehr kompetent mit der Situation um und informiert uns sehr gut. Ganz objektiv gesehen ist es vermutlich am sichersten für alle, an Ort und Stelle zu bleiben und möglichst nicht zu reisen.
Ich habe eine tolle Wohnung, in der ich mich sehr wohl fühle und glücklicherweise alleine lebe {würde ich jetzt in einer WG wohnen, wäre ich längst nach Hause gekommen}. Ich habe hier alles was ich brauche in Fussdistanz und für ein bisschen sozialen Kontakt, den sogar ich brauche, gibt’s ja so tolle Dinge wie Face Time und Skype und die besten Freunde, die immer da sind, wenn man sie braucht. ich bin zuversichtlich und fühle mich hier sicher. Es fühlt sich richtig an, in Wien zu bleiben.
Ein weiterer Grund für mich zu bleiben ist ganz einfach auch, dass ich nicht gehen will.
Ich ziehe dieses Semester in Wien durch so lange wie es geht! Es ging mir beim Auslandsemester in erster Linie darum, meine Komfortzone zu verlassen, das erste Mal alleine zu wohnen, mich alleine ins Unbekannte zu stürzen. Und ja, ich würde sagen, das erlebe ich nun ziemlich intensiv.
Klar, ich kam auch nach Wien, um an der Universität Kunstgeschichte zu studieren und es ist voll schräg, dass ich nur eineinhalb Wochen physisch an der Uni war {nicht mal die Einführung in das Kunsthistorische Institut hat stattgefunden} und dass nun das Studieren nur noch über die Online Plattformen funktioniert. Aber in Kunstgeschichte arbeitet man eh den grössten Teil selbstständig, ich bin es mir daher gewohnt im Home Office zu arbeiten {für meine Tipps dazu klicke hier} und meine Seminararbeit, sowie die Vorlesungsskripte, geben mir viel zu tun.
Ich lese viel, teste mich am Ottolenghi Kochbuch aus, habe Netflix und nun auch Disney + {ups}. Und könnt ihrs glauben? Ich habe mit Yoga angefangen! Ich habe erkannt, dass auch ich ein bisschen Bewegung brauche {Danke Nathi für den tollen YouTube Tipp!}.
Ich bin extrem dankbar, in einer schönen Wohnung zu wohnen, finanziell abgesichert zu sein und vor allem bei guter psychischer Gesundheit zu sein. Ich wäre nie so entspannt, wenn ich die Unterstützung meiner tollen Eltern nicht hätte, die immer hinter mir stehen und mich sogar mit einer Gin Tonic und Popcorn Lieferung vor der Haustüre überraschten! DANKE DANKE DANKE!
Klar, es ist nicht so, wie ich mir das Semester in Wien vorgestellt hatte. Und von Zeit zu Zeit bin ich auch traurig, dass ich den Frühling in Wien mit all den Ostermärkten nicht so erleben kann, wie ich dachte. Aber meinen Liebsten in der Schweiz und mir selber geht’s gut, das ist die Hauptsache.
Und irgendwann wird die Corona Situation auch überstanden sein, die Betriebe werden wieder geöffnet und wir können wieder an die Uni {bitte ab Mai, weil dann erwarte ich Besuch aus der Schweiz!}. Ich freue mich jetzt schon so fest darauf, wieder durch die Strassen zu flanieren, z’käffele und vor allem wieder die Museen zu besuchen und einen schönen Sommer in Wien geniessen zu können.
Momentan geniesse ich das Stubenhocker-Sein. Sollte mir die Decke dann doch noch auf den Kopf fallen, werdet ihr das schnell mitbekommen. Denn das wird der Zeitpunkt sein, wo ich mich ins Auto setzen und zurück in die Schweiz fahren werde.
Ich hoffe, ihr seid alle wohl auf.
Bleibt gesund!
xx Linda
